Eckdaten:
Originaltitel: 20 Seiki Shounen bzw. 21 Seiki Shounen
Titel auf Japanisch: 20世紀少年 bzw. 21世紀少年
Story & Zeichnung: Naoki Urasawa
Verlag: Planet Manga/Panini Manga
Erscheinungsdatum: 02/2002 bis 08/2010 (in Japan 9/1999 bis 7/2007)
Preis: 7,95€ (später steigerte sich der Preis jedoch bis zu 12,99€)
ISBN: 978-3866071780 (Band 1)
Anzahl der Bände: 22 + 2 (abgeschlossen)
Über den Manga/Mangaka:
Mit 20th Century Boys und den beiden „Abschlussbänden“ 21st Century Boys schwappen wir dann zu einem meiner absoluten Favoriten unter den Manga und besonders Mangaka hinüber – doch vorweg ein paar Worte zum Meister dahinter.
Naoki Urasawa wurde 1960 in der Präfektur Tokyo geboren und studierte Wirtschaftswissenschaften. Nach dem Studium bewarb er sich beim Verlag Shogakukan als Mangazeichner und wurde für eine Kurzgeschichte direkt mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Danach zeichnete er weitere Kurzgeschichten und legte mit Yawara! seinen ersten größeren Erfolg und auch seine erste große Serie hin.
1988 brachte er mit Master Keaton ein Krimi-Drama heraus, das wieder ein Erfolg wurde. Nach weiteren Kurzgeschichten und anderen Werken wurde 1994 sein Manga Monster geboren, welcher von 2002 bis 2006 auch bei uns erschien (Publisher war Egmont). Parallel arbeitete er gegen Ende der Serie bereits an 20th Century Boys – bevor dieser abgeschlossen war, hängte er sich bereits voller Elan an das nächste größere und hierzulande erschiene Projekt: Pluto; und schob nach dem Ende von 20th Century Boys die zwei Abschlussbände 21st Century Boys hinterher.
2008 startete er dann – während der Arbeiten an Pluto – bereits den Thriller Billy Bat (beides bei Carlsen erschienen, bzw. letzteres läuft bei uns noch), den er 2016 beendete.
Seit 2012 arbeitet er an einem Remake von Master Keaton was mir die Hoffnung bringt, dass der Manga bei uns erschienen könnte – welcher Verlag wäre mir hierbei egal, da sich ja seine Werke bereits bunt bei uns verteilen.
In vielen Werken von Urasawa merkt man, dass er ein großer Fan von Osamu Tezuka ist, dem „Gott des Manga“, und besonders von Tetsuwan Atom/Astro Boy – natürlich spiegelt sich das speziell bei dem Werk Pluto wider, das eine Kurzgeschichte aus dem Astro Boy-Universum behandelt. Aber auch in anderen Werken, wie Monster oder eben 20th Century Boys kommt das durch (bei Monster trägt der Hauptcharakter den selben Namen wie der Erschaffer von Astro Boy: Dr. Tenma. Und in letzterem gibt es eine Universität namens „Ocha-no-Mizu“, wobei Dr. Ochanomizu ebenfalls ein Charakter aus Astro Boy ist).
Mit 20th bzw. 21st Century Boys hat man allerdings seine Crux, denn der Manga ist stark vergriffen und drohte bei Panini sogar mal das Aus. Die Bände 9 und 10 waren sog. „Print-on-Demand“-Bände weil sich die Serie bei uns einfach nicht so gut verkaufen wollte – doch der Verlag zog die Serie durch, da sie einige hartnäckige Fans hatte; das hatte allerdings auch die schrittweise Preissteigerung zur Folge. Leider gab es, trotz Nachfragen, nie eine Neuauflage des Werkes – wer trotzdem in den Genuss kommen möchte, sollte auf ein gutes Komplettset auf eBay hoffen, oder auf die US-Version von VIZ Media zurückgreifen, diese ist noch komplett erhältlich.
Inhalt:
Kenji Endou betreibt einen eher mäßig laufenden Conveniencestore, der früher mal der Spiritousenladen seines Vaters war, und muss nebenher das Genörgel seiner Mutter ertragen, sowie die kleine Tochter seiner älteren Schwester Kiriko großziehen, die – nach „Abgabe“ des Kindes bei ihm – spurlos verschwunden ist.
Als plötzlich die Polizei bei ihm auftaucht und nach einem seiner Stammkunden fragt, stößt Kenji auf ein Symbol aus seiner Kindheit – er und seine Freunde hatten damals eine Geheimbasis in einem Feld gebaut und dieses Symbol als Erkennungszeichen kreiert.
Maruo – ein Freund aus Kindertagen, der unweit von Kenjis Laden einen eigenen Laden für Accessoires hat – stößt Kenji ein paar Tage später auf eine Zeitungsanzeige, die vom Tod eines weiteren Kindheitsfreundes schreibt. Am Tag der Beerdigung dieses Freundes trudelt bei Kenji ein Brief von eben jenem Freund ein in dem das Symbol ihrer Kindheit vermerkt ist. Als Kenji Nachforschungen über den Tod seines Freundes anstellt begegnet ihm das Symbol auf T-Shirts und er wird auf eine Art Sekte gestoßen die einem Mann folgt der sich selbst der „Freund“ nennt.
Er kontaktiert jeden seiner Freunde aus Kindheitstagen, die bei der Geheimbasis und dem Symbol dabei waren und an die er sich noch erinnert, und versucht der Sache auf den Grund zu gehen.
Nach einem Klassentreffen mit sämtlichen Klassenkameraden und dem Lehrer schwelgen seine Freunde und er noch in Erinnerungen und begeben sich an den Ort, an dem früher mal ihre Basis stand – damals wurde dort ein Bowlingcenter gebaut und die Kinder waren traurig und wütend. Als Erwachsene erinnern sie sich wieder daran, dass sie damals eine Box mit „Schätzen“ vergraben haben und buddeln eben diese Box mitten in der Nacht aus – was sie darin finden, lässt sie weiter in Erinnerungen schwelgen, aber Kenji wird immer mehr klar, dass der „Freund“ einer ihrer damaligen Freunde gewesen sein muss, denn sie finden eine Flagge mit eben jenem Symbol in der Box und das Symbol kannten nur die Kinder um die Geheimbasis.
Kenji und seine Freunde werden in eine Sache verstrickt, die weit aus größer ist als anfangs angenommen, und schnell geraten sie ins Kreuzfeuer des „Freundes“, denn dieser hat einiges vor.
Doch was hat es mit dem Tod seines Freundes auf sich? Und wohin ist seine Schwester so plötzlich verschwunden?
Können Kenji und seine Freunde enttarnen, wer sich hinter dem Pseudonym des „Freundes“ versteckt und ihn aufhalten?
Eigene Meinung:
Als dieser Manga bei uns erschienen ist, war er leider nicht auf meinem Radar (damals war ich zu sehr mit anderen Serien beschäftigt) und erst Jahre später – durch Monster ausgelöst – weckten die Werke von Urasawa mein Interesse. Zu dem Zeitpunkt war der Manga aber schon sehr teuer und ich drückte mich immer weiter darum einzelne Bände zu kaufen, bis ich ein Komplettset ergattern konnte.
Der Inhalt mag auf den ersten Blick nicht so viel Material für 22 bzw. 24 Bände hergeben, aber da sich alle Zeitebenen immer weitschweifiger ausbreiten und immer mehr Fragen aufgeworfen werden hat der Manga viel zu verarbeiten. Er bleibt durchweg spannend und wenn man denkt, man wüsste wieder etwas mehr, dann wird man eines anderen belehrt – so tastet man sich langsam, aber ohne riesige Cliffhanger von Kapitel zu Kapitel.
Eine Sache, die Urasawa in allen seinen Werken quasi perfekt hinbekommt, sind sämtliche Zeit- und/oder Ortssprünge – man verliert trotz mehreren Wechseln innerhalb eines Kapitels nicht den Überblick und bekommt so mehrere Handlungsstränge kredenzt. So hat man bei 20th/21st Century Boys z.B. den Handlungsstrang der Kindheit (1969), der Gegenwart (anfänglich 1997) und sogar einen Blick in die Zukunft (2015) – langsam kommen die Stränge der Gegenwart und Zukunft zusammen und bilden ein Ganzes, in das sich die Erinnerungen der Vergangenheit einfügen.
Urasawas Zeichenstil ist – meiner Meinung nach – etwas ganz besonderes, da er seine Figuren eher realistischer zeichnet und es große Sternchenaugen und kleine Stupsnasen nicht wirklich gibt. Manchmal macht der Stil einen etwas groben und auch skizzierten Eindruck, ist aber alles in allem sauber und stets solide. Ihm gelingt es ebenfalls seinen Charakteren einen Wiedererkennungswert in allen Zeitebenen zu verpassen.
Er verwendet auch sehr viel einzelne Striche und Schraffuren um Schatten, Falten & Co. anzudeuten und benutzt Rasterfolie in einer ausgewogenen Menge je nach Situation. Die Hintergründe sind in der Regel sehr detailliert und laut eigenen Angaben verwendet er auch oft Fotos als Hilfe.
Die Cover wurden bei uns teilweise vom Original übernommen – so sind die Figuren auf dem Cover vom Original, der Rest wurde aber von Panini selbst eher etwas unkreativ hin geklatscht.
Druck, Bindung, Schutzumschlag und vereinzelte Farbseiten sind jedoch in guter Qualität aufgelegt worden und erfüllen hier mein Buchliebhaberherz mit Freude.
Um noch kurz zu erläutern warum ich diesmal direkt beide „Serien“ auf einmal reviewt habe: 20th Century Boys hat kein richtiges abschließendes Ende, anscheinend hat Urasawa die Serie vorzeitig abgebrochen – ein paar Monate später zeichnete er aber dann 21st Century Boys und beendete die Serie damit. Für mich wirkte 20th Century Boys tatsächlich etwas unfertig und da 21st Century Boys lediglich zwei Bände hat, die direkt an den „Vorgänger“ anschließen, hab ich beides zusammen gepackt ;)
Wer auf verschlungene Stories mit Spannung und auch Drama und Action steht, dem kann ich den Manga nur wärmstens empfehlen
Der Manga bekommt von mir 5 von 5 Century Boys =)